Einige Menschen sind so, daß ich kein Stück des Wegs gemeinsam mit ihnen gehen möchte: laute und ünhöfliche, freche und unehrliche gehören dazu. Bestimmte Verhaltensweisen sind mir lästig:
fishing for compliments und ostentativ zur Schau gestellte Schmollmündchen gehören dazu. Manche Texte ärgern mich: dumme und inkonsistente gehören dazu.
Ein solches Stück Text habe ich heute - wider besseres Wissen - gelesen, und war hinterher weniger schlau als vorher. Dies ist bekanntlich ein untrügliches Zeichen für einen Artikel, dessen Lektüre man sich auch hätte ersparen können.
Man sollte nicht jeder Leseempfehlung folgen
Manchmal reicht die Sekundärliteratur oder eine
Rezension völlig aus. Vor allem dann, wenn man sich den Elaboraten einer Möchtegernjournalistin nähert, zu deren Texten man vor kurzem bereits festgestellt hat:
Liest Du einen, kennst Du alle...
Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen:
die Urheberin des betreffenden Textes bettelt geradezu per Internet zu ihrem bereits angekündigten Abschied darum:
"Bitte beachten Sie mich nicht", daher ist es wichtig, es auch öffentlich zu sagen: dem Mädchen kann geholfen werden!
Das Leben ist zu kurz, um sich mit Müll abzugeben
Glücklicherweise habe ich - da ich schnell lese - mit diesem hohlen Geschwafel nur zwei Minuten vom Rest meines Lebens eingebüßt. Und dabei habe ich - wie beim Biogas aus der Kuhscheiße - immerhin auch aus diesem Unfug noch Nützliches gewonnen, nämlich beim Nachdenken darüber, was der Unterschied zwischen Humor, Ironie, Sarkasmus, Larmoyanz und Chuzpe ist.
Leserbeschimpfung als Prinzip?
Um es kurz zu machen:
Wandas Text ist nicht durchdacht; er hat einfach zu viele logische Brüche. Der schlimmste davon soll hier reichen (mehr Zeit ist das Geschreibsel einfach nicht wert):
Wenn man die Leserbriefschreiber, über die man sich geärgert hat, glaubt abbürsten zu müssen und sich damit bei seiner treuen Fan-Gemeinde Streicheleinheiten organisieren möchte, dann sollte man nicht ausgerechnet im "Abschiedstext" eine Grußadresse an diejenigen formulieren, über die man sich geärgert hat und von denen man sich distanzieren will.
Es ist einfach nicht überzeugend, daß man sie dann auch noch dadurch adelt, daß man den Artikel an sie adressiert. Es sei denn, man will den Fans das
Signal zur Jagd blasen, was aber auch unsinnig ist, weil sie das ja schon längst tun, im vorauseilenden Gehorsam ihrer Meisterin - der Hl. Wanda - gegenüber.
Wenn man die im Abschiedsbrief geschmähten Kritiker nur dazu benutzen will, daß man sich an ihnen wie an einem Pappkameraden abarbeitet, um seinen Fans eine Freude zu machen, dann spricht man sie nicht imaginär an, sondern schreibt
über sie.
Gehen und an der Tür sagen "Ihr wißt ja, wie Ihr mich wiederhaben könnt..."?
Nein, Mädchen, wer will Dich schon finden? Deine Fans werden Dir weiter hörig bleiben, bis sie entdecken, wie hohl sie abgespeist werden. Die alten Männer werden irgendwann bemerken, daß Du sie nur benutzt hast.
Das ist wirklich albern. Es ist auch peinlich. Entweder man geht, oder man bleibt. Man erklärt nicht beim Weggehen, daß man einer Einladung ja vielleicht unter Umständen eigentlich eventuell wieder nachkommen würde. Auf einen solchen abgedrehten Gedanken zu kommen ist ja schon irgendwie krank.
Bei sensiblen Naturen, die so etwas wie Deinen Abgang erleben (müssen), besteht an dieser Stelle eindeutig die Gefahr des Fremdschämens. Noch mehr als beim "
Jennifer Nathalie Pyka Award".
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Nachtrag:
wenn eine gewisse Stufe der Qualität nicht erreicht wird, verlinke ich gar nicht mehr. Aber der Ordnung halber hier die Quelle: theeuropean.de/jennifer-pyka/7182-eine-hommage-an-den-leserbriefschreiber